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Recherche – das A und O für einen guten Krimi!

Der moderne Kriminalroman spiegelt die Realität, in der wir leben. Eine Welt, in der es leider Verbrechen wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Erpressung, Korruption etc. gibt. In jedem guten Krimi werden Sie deshalb „Welt“ finden. Ja, es ist gerade die Stärke des Kriminalromans, dass er unter dem Deckmäntelchen U wie Unterhaltung, die Realität abbilden kann.

Da ist zunächst das Milieu, in dem Sie Ihren Krimi spielen lassen wollen. Ganz gleich, ob Sie die Handlung im alten China der Tang-Dynastie oder Ming-Zeit spielen lassen oder in der Gegenwart des Frankfurter Bahnhofsmilieus – Sie müssen wissen, worüber sie schreiben.
Entweder kennen Sie das Milieu aus eigener Anschauung wie Ihre Westentasche oder Sie müssen recherchieren.

Robert van Gulik, der Autor der Richter-Di-Krimis, war ein Kenner der asiatischen Kultur und Geschichte. Er sprach mehrere asiatische Sprachen und übersetzte zunächst den chinesischen Vorläufer seines Richters Dee, aus dem Chinesischen. – Jacob Arjouni, dessen Held Kemal Kayankaya sich im Milieu des Frankfurter Bahnhofsviertels bewegt, wuchs selbst in Frankfurt auf. Beide Autoren wissen also genau, worüber Sie schreiben.

Auch in Ihrem Kriminalroman sollten die Details stimmen:
Wenn Sie einen Mord planen, müssen Sie wissen, was genau passiert, wenn Sie Ihrem Opfer wie viel Gramm eines bestimmten Giftes verabreichen … Wenn Sie einen Polizeiroman schreiben, sollten Sie wesentlich mehr über moderne Ermittlungsarbeit wissen, als Sie beim sonntäglichen Tatort-gucken erfahren. Fragen Sie Polizisten, gehen Sie auf die Wache! Ist Ihr Held oder Ihre Heldin in der Pathologie tätig, dann müssen Sie als Autor die menschliche Anatomie kennen und wissen, was z. B. bei einer Obduktion tatsächlich vor sich geht.

Spielt ein Kapitel Ihres Romans im Gefängnis — weil Ihre Hauptfigur vielleicht als Opfer eines Justizirrtums einsitzt, wie in Patricia Highsmiths Roman „Die gläserne Zelle“ –, dann sollten Sie detaillierte Kenntnisse über den Knastalltag im modernen Strafvollzug haben.

Es reicht nicht aus, interessante Figuren zum Leben zu erwecken, auch die Details der Handlung müssen stimmig und glaubwürdig sein. Räumen Sie Ihrer Recherche genügend Raum ein. Und noch etwas: Je sinnlich-konkreter die Informationen sind, über die Sie verfügen, desto wertvoller sind sie für Ihren Roman. Natürlich können Sie sich über modernen Strafvollzug auch in einem soziologischen Fachbuch informieren – und das sollten Sie auch. Interessanter aber ist für den Roman: Was gibt’s zu Mittag?

Für ihren Roman „Die gläserne Zelle“ verwendete Patricia Highsmith u. a. Informationen, die sie aus ihrem Briefwechsel mit einem Gefängnisinsassen erhielt. „Einmal forderte ich ihn auf, mir einen Bericht „Mein Tag“ zu schicken, eine Beschreibung seines Tagesablaufs von morgens früh, wenn er erwachte oder geweckt wurde, bis abends zum Lichterlöschen. Er sandte mir daraufhin einen dreiseitigen interessanten Bericht, maschinengeschrieben, der mir noch heute viel wert ist. Er berichtete von der Beziehung zu seinem Zellengenossen – sie veralberten einander, richtige Kumpel waren sie nicht –, von seiner Arbeit in der Schuhwerkstatt, wo er Absätze an Sohlen nagelte; von dem, was es zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot gab, von den Geräuschen im Zellenblock nach dem Lichterlöschen um halb zehn. Es waren Informationen, die einem kein Buch verschaffen kann. “

Patricia Highsmith: Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt, Diogenes 1985, S. 99f.

 

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